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21.02.2022 - Arbeit mit dem Tonfeld im Pädagogischen Zentrum Schloss Niedernfels
In Niedernfels wendet die Gruppenleiterin Hort Plus und Teamleitung Teilstationärer Bereich Helena Ecke bei den jungen KlientInnen eine besondere Form der Kunsttherapie an. Es geht um Ton, um Haptik und das Erfahren von Selbstwirksamkeit. Hier berichtet sie, wie die Arbeit mit dem Tonfeld bei den Kindern in unserem Pädagogischen Zentrum Schloss Niedernfels ankam.
Bei der Arbeit mit dem Tonfeld läuft viel über die Haptik, also den Tastsinn. Foto: Pädagogisches Zentrum Schloss Niedernfels/KJF
Die Arbeit am Tonfeld Die Tonfeldarbeit ist den Kunsttherapien zuzuordnen. Durch sie können PatientInnen oder KlientInnen unter therapeutischer Begleitung innere und äußere Bilder ausdrücken, ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln und ihre sinnliche Wahrnehmung ausbilden. Die kunsttherapeutische Praxis und Theoriebildung ist mit unterschiedlichen Disziplinen wie etwa der Kunstwissenschaft, der Psychologie und der Pädagogik verbunden. Ansätze der Kunsttherapie haben sich in den letzten Jahrzehnten in klinischen, pädagogischen oder sozialen Praxisfeldern etabliert. Besondere Bedeutung hat die Kunsttherapie dabei in der psychiatrischen, psychosomatischen und psychosozialen Therapiepraxis gewonnen. Die Arbeit am Tonfeld ist eine von Heinz Deuser entwickelte kunsttherapeutische Methode. Das Tonfeld besteht aus formbarem Ton in einem Holzkasten. Die KlientInnen sind aufgefordert, den Ton wahrzunehmen und nach Möglichkeit mit geschlossenen Augen zu gestalten. Im „Handlungsdialog“ der Hände mit den eigenen Spuren soll die Bewegung als gestaltende Kraft auf die KlientInnen und auf erworbene Handlungsmuster wirken. (Quelle: Wikipedia)
In der Arbeit am Tonfeld, so nennt sich der Holzkasten, der mit Ton ausgestrichen ist, können Kinder wie Erwachsene haptisch den Weg zu sich selbst finden und wohltuende Erfahrungen machen. Die Wasserschüssel und der bereitgelegte Schwamm zum Transport des Wassers, sind wichtige Zutaten und vervollständigen das Setting. Zu erwähnen ist natürlich noch die Begleitperson der Tonfeldstunden. Sie beobachtet genau, was die Hände der arbeitenden Person machen und welchem Bedürfnis sie nachgehen möchten. Beides wird angesprochen und durch die verbale Bestärkung gefördert, so dass sich die Person "selbst zukommen kann", wie Heinz Deuser, der Begründer und jahrzehntelange Entwickler der Methode, es ausdrückt. Man kann auch sagen, dass ein Begreifen und Erkennen der eigenen Person stattfindet und sich kreative Wege der Weiterentwicklung eröffnen. Schon Schiller wusste, dass der Mensch nur im Spiel ganz Mensch ist.
Luca und Elia, die Protagonisten auf dem Bild, wollten an diesem Tag unbedingt gemeinsam am Tonfeld arbeiten und hatten eine solche Freude, dass sie sich gegenseitig mit Ideen beflügelten und ihre Erlebnisse teilten: "Schau mal, wie sich das anfühlt, wenn ich durch den Graben fahre. Das musst du auch mal machen." Oder: "Komm, wir bauen jetzt eine Verbindung, wo das Wasser durchfließen kann." Sie arbeiteten Hand in Hand an der gestalterischen Umsetzung ihrer Vorstellungen, wobei es mehr um die haptischen Schritte als um Ergebnisse ging. Ganz im Sinne des Entwicklers. Fast enttäuscht waren die beiden, als das Ende der Einheit angekündigt wurde: "Das könnte ich den ganzen Tag machen. Das tut richtig gut." Wohlig wurden die schlammigen Hände ins warme Wasser der Schüssel getaucht. Stolz waren beide auf das "Schlammfeld", das sie anrichten durften.
Die Hände im Ton eingraben - eine besondere Sinneserfahrung.
Selbstwirksamkeit erfahren
Die Arbeit am Tonfeld kann auf sehr besondere Weise die Selbstwirksamkeitsüberzeugung stärken. In meinem Studium der Heilpädagogik habe ich die Bachelor-Thesis zum Thema Seelische Gesundheit und die bei dieser Thematik enorme Bedeutung der Stärkung von Selbstwirksamkeit verfasst. Es ist seither immer mein Interesse, neue Wege zu finden, den Kindern, mit denen ich arbeite, Unterstützung zu bieten bei der Entwicklung einer Überzeugung, selbst wirksam sein zu können und Mitgestalter der eigenen Fähigkeiten zu sein. Deshalb mache ich aktuell eine dreijährige Weiterbildung zur Tonfeldbegleiterin am Institut für Haptische Gestaltbildung München bei Barbara Osterwald und ihren Kolleginnen. Dieser Bericht ist gelebte Praxiserprobung, welche Teil der Ausbildung ist.
Zum Abschluss der heutigen Stunde wollten Elia und Luca, dass ich ihre Hände im Ton eingrabe. Dann forderten sie mich auf, meine Hände auch noch dazuzugeben. Valentin Brunner, der zweite Kollege der Gruppe Hort plus, wurde gerufen, dass er ein Foto macht. Schließlich will man heute ein Selfie haben von tollen Erlebnissen, sodass man sie teilen kann mit anderen. Bloß - wie soll das gehen, wenn die Hände Wichtigeres zu tun haben, als auf einem Handy herum zu tippen?
Text: Helena Ecke, Gruppenleitung Hort Plus und Teamleitung Teilstationärer Bereich
Die Arbeit am Tonfeld kann auf sehr besondere Weise die Selbstwirksamkeitsüberzeugung stärken. In meinem Studium der Heilpädagogik habe ich die Bachelor-Thesis zum Thema Seelische Gesundheit und die bei dieser Thematik enorme Bedeutung der Stärkung von Selbstwirksamkeit verfasst. Es ist seither immer mein Interesse, neue Wege zu finden, den Kindern, mit denen ich arbeite, Unterstützung zu bieten bei der Entwicklung einer Überzeugung, selbst wirksam sein zu können und Mitgestalter der eigenen Fähigkeiten zu sein. Deshalb mache ich aktuell eine dreijährige Weiterbildung zur Tonfeldbegleiterin am Institut für Haptische Gestaltbildung München bei Barbara Osterwald und ihren Kolleginnen. Dieser Bericht ist gelebte Praxiserprobung, welche Teil der Ausbildung ist.
Zum Abschluss der heutigen Stunde wollten Elia und Luca, dass ich ihre Hände im Ton eingrabe. Dann forderten sie mich auf, meine Hände auch noch dazuzugeben. Valentin Brunner, der zweite Kollege der Gruppe Hort plus, wurde gerufen, dass er ein Foto macht. Schließlich will man heute ein Selfie haben von tollen Erlebnissen, sodass man sie teilen kann mit anderen. Bloß - wie soll das gehen, wenn die Hände Wichtigeres zu tun haben, als auf einem Handy herum zu tippen?
Text: Helena Ecke, Gruppenleitung Hort Plus und Teamleitung Teilstationärer Bereich
Unsere Einrichtung: Das Pädagogische Zentrum Schloss Niedernfels Seit 1955 betrieb das Konvent der "Schwestern von der Heimsuchung Mariä" in Schloss Niedernfels eine Volksschule mit Internat, später auch ein Tagesheim. 1997 übernahm die KJF die Trägerschaft. Seitdem hat sich Schloss Niedernfels im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Pädagogischen Zentrum entwickelt mit vielfältigen pädagogischen Angeboten im Bereich der Franz-von-Sales-Schule (eigene Grund- und Mittelschule, Soziale Trainings-Klasse), im Teilstationären Bereich (Heilpädagogische Tagesstätten in Niedernfels und Traunstein, Hortgruppen) und im Stationären Bereich (Jugendhilfe-Wohngruppen und einer Internats-Wohngruppe). Der Einzugsbereich der Betreuten umfasst etwa 150 Kilometer um Niedernfels herum. Die Stamm-Landkreise sind Traunstein, Rosenheim und Berchtesgaden-Land mit den Landkreisen wie zum Beispiel Mühldorf und Altötting darum herum. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit den Jugendämtern und dem Bezirk Oberbayern.